Sportlich,
jung, inkontinent
Sportliche
Frauen sollten immer auch den Beckenboden trainieren
Bonn, 30.04.19
Eine aktuelle Übersichtsarbeit zeigt: Bei vielen Frauen hält die Blase während
des Sporttreibens nicht ganz dicht. Wie alt oder wie gut trainiert die
Betroffenen sind, spielt dabei keine große Rolle. Auch Frauen, die eine sanfte
Sportart wie Walking oder Schwimmen betreiben, sind nicht vor Inkontinenz
gefeit. Das sollte aber niemanden vom Sport abhalten, denn die gesundheitlichen
Vorteile des Freizeitsports überwiegen. Experten raten allen sportlich aktiven Frauen,
mit gezieltem Training auch ihre Beckenbodenmuskulatur zu stärken, um
ungewolltem Urinverlust entgegenzuwirken.
In der Übersichtsarbeit sind mehrere Studien
zum Thema Sport und Inkontinenz bei Frauen untersucht worden. Auch wenn die Studien
mit insgesamt 1714 Teilnehmerinnen unterschiedlich angelegt waren, so lassen
sich doch interessante Ergebnisse ableiten: Die Frauen waren durchschnittlich
24 Jahre alt; ein Drittel hatte beim Sport Probleme, den Urin zu halten. Die
Sportarten reichten von Mannschaftssportarten über Aerobic bis hin zu Laufen,
Schwimmen und Skilanglauf. Die letzteren, sanfteren Sportarten bewahrten
offensichtlich nicht vor Inkontinenz; hier ist die Rate insgesamt sogar etwas höher.
„Möglicherweise liegt dies aber auch daran, dass Frauen mit einem bestehenden
Blasenproblem eher solche Sportarten wählen. Denn vor allem Sprünge und
Stopp-Bewegungen belasten den Beckenbodenmuskel“, erklärt Professorin Daniela
Schultz-Lampel, Leiterin des Kontinenz-Zentrums
Villingen-Schwenningen. Wer ohnehin einen geschwächten Beckenbodenmuskel hat,
sollte besser eine Low-impact-Sportart ausüben, wie zum Beispiel Nordic Walking,
Wandern oder Schwimmen. Darüber hinaus ist es wichtig, während der Belastung
den Beckenbodenmuskel anzuspannen. Dieser ist allerdings schwer zu spüren, und
die bewusste An- und Entspannung bereitet vielen Frauen Schwierigkeiten. „Ein
gezieltes, am besten zunächst angeleitetes Beckenbodentraining ist daher auch
für sportlich aktive, junge Frauen zu empfehlen“, rät Schultz-Lampel. Auch Geräte, die den Spannungszustand des
Beckenbodenmuskels auf dem Bildschirm optisch darstellen, können den Einstieg
erleichtern.
Einfache, aber wirksame Beckenbodenübungen
zum Nachmachen gibt es in der Broschüre „Blasenschwäche bei Frauen“ und auf der
entsprechenden Website www.frauen-blasenschwaeche.de.
Die Broschüre kann kostenfrei postalisch und über das Internet angefordert oder
heruntergeladen werden. Bestelladresse: Bundesverband für
Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz e.V. (BGV), Heilsbachstraße 32,
53123 Bonn.
Quellen
R V Teixeira et al., Prevalence of urinary incontinence in female
athletes: a systematic review with meta-analysis, International Urogynecology Journal, December 2018, Volume 29, Issue
12, pp 1717–1725, doi.org/10.1007/s00192-018-3651-1
J M Shaw, I E. Nygaard, Role of chronic
exercise on pelvic floor support and function, Current Opinion in Urology: May
2017, Volume 27, Issue 3, pp 257–261,
doi: 10.1097/MOU.0000000000000390
M L Middlekauff et al., The impact of acute
and chronic strenuous exercise on pelvic floor muscle strength and support in
nulliparous healthy women, PELVIC HEALTH, September 2016, Volume 215, Issue 3, pp 316.e1–316.e7, doi.org/10.1016/j.ajog.2016.02.031