Sport in
der Schwangerschaft
Beckenboden stärken, aber
nicht überlasten
Bonn, 12.11.15 Eine
Schwangerschaft belastet die Beckenbodenmuskulatur und führt bei vielen Frauen zumindest
vorübergehend zu einer Blasenschwäche. Verstärkt Sport in der Schwangerschaft
das Problem? Oder ist körperliche Aktivität sogar zu empfehlen?
Blasenschwäche
ist nicht nur für ältere Frauen ein Problem. Etwa 25 Prozent aller Frauen
zwischen 25 und 35 Jahren leiden vorübergehend an Blasenschwäche als Folge von
Schwangerschaft und Entbindung. Der Grund ist, dass der Beckenbodenmuskel, der
auch als Verschlussapparat der Blase dient, durch das zusätzliche Gewicht und
den Geburtsvorgang stark strapaziert wird. Viele junge Mütter verlieren daher
in den ersten Wochen hin und wieder ungewollt ein paar Tropfen Urin, vor allem
bei Belastung durch Lachen, Husten oder Treppensteigen.
Gemäßigter Sport ist sogar gut
Alles, was den
Beckenboden zusätzlich schwächt, sollte während der Schwangerschaft
unterbleiben. Dazu gehören Sportarten, die mit vielen Sprüngen und Stößen
verbunden sind, wie zum Beispiel Tennis, Trampolinspringen oder Leichtathletik.
„Moderater Sport ist dagegen sehr zu empfehlen“, sagt Marion Sulprizio vom Arbeitskreis „Sport und Schwangerschaft“ der
Sporthochschule Köln: „Körperlich fitte Frauen kommen oft besser durch die
Schwangerschaft und haben es leichter, mit den Anstrengungen der Entbindung
fertig zu werden.“ Ideal für Schwangere sind sanfte Ausdauersportarten wie
Schwimmen, Walken oder die Bewegung auf dem Crosstrainer. Sinnvoll sind
außerdem muskelstärkende Disziplinen wie Gymnastik und Pilates. Auch das Joggen
will Marion Sulprizio nicht ganz ausschließen: „Geübte Läuferinnen dürfen ihren
Sport auch während der Schwangerschaft ausüben.“ Astrid Landmesser, Physiotherapeutin
und ebenfalls im Arbeitskreis „Sport und Schwangerschaft“ der Sporthochschule
Köln empfiehlt: „Allerdings sollten sie darauf achten, dass ihr Beckenboden
aktiv mitschwingt. Das heißt: Sie sollten den Beckenboden im Atemrhythmus von
vier bis sechs Schritten während des Ausatmens mäßig anspannen und im selben
Rhythmus während des Einatmens wieder entspannen.“ Vielen Frauen fällt es nicht
leicht, ihren Beckenbodenmuskel zu spüren, geschweige denn gezielt anzuspannen
und zu entspannen. Dies können sie in einem Geburtsvorbereitungskurs
lernen.
Nach der Schwangerschaft: Rückbildung
Die stärkste
Belastung für den weiblichen Beckenboden ist die Entbindung. Damit es aufgrund
der überdehnten und schlaffen Beckenbodenmuskulatur nicht zu einer ausgeprägten
Blasenschwäche kommt, ist eine konsequente Rückbildungsgymnastik wichtig. Die Hebamme
oder auch eine spezialisierte Physiotherapeutin kann Übungen zur Stärkung des Beckenbodenmuskels
vermitteln, die direkt nach der Geburt in Angriff genommen werden sollten.
Später bietet es sich an, einen Rückbildungskurs zu besuchen. Wann der richtige
Zeitpunkt ist, um wieder Sport zu treiben, hängt von den Umständen der
Entbindung ab. Frauen sollten ihren Arzt darauf ansprechen, bevor sie zu den
Sportschuhen greifen. Er kann außerdem weiterhelfen, wenn die Blase noch für
eine Weile Probleme macht.
Fünf illustrierte
Beckenbodenübungen zum Nachmachen hat der Bundesverband für
Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz e.V. in der Broschüre
„Blasenschwäche bei Frauen“ zusammengestellt. Dort gibt es außerdem viele
nützliche Informationen und praktische Tipps zum Thema Blasenschwäche. Die
Broschüre ist kostenfrei und kann auf dem Postweg und im Internet bestellt
werden: Bestelladresse: BGV e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn, www.frauen-blasenschwaeche.de.
(1) http://www.dshs-koeln.de/psi/sus/index.html